Samstag, 25. Januar 2014

Klarstellung

Ich bin gerade in Hannover, in der Stadt, der alles anfing. Ich bin etwas angespannt deswegen, aber wie ich diese Tage bestreite, durchstehe, konfrontiert werde...erzähle ich euch nächste Woche. Die erste Kopfnuss gab es schon.
Aber deswegen schreibe ich heute nicht.
Mir wurde gestern gesagt, dass ich mein Buch geschriebenen habe um mit allen abzurechnen die mir je geschadet haben.
Krass, krass, krass. Aber gut zu hören,  wie andere sich eine Meinung darüber gebildet haben.
Was soll ich sagen: Nein! Nö,Ne.Unübersehbarerweise stelle ich viele an Pranger. Aber ich schreibe doch nicht so etwas um einmal hart auszuteilen.
In erster Linie habe ich für mich angefangen zu schreiben. Es war eine gute Selbsttheraphie. Alles konnte ich noch einmal Revue passieren lassen,  noch einmal so reagieren, wie ich es lieber gleich gemacht hätte, alles rauslassen, was aufgestaut ausharren musste. Es tat gut.
Klar, sind da auch ein paar negative Meinungen eingeflossen.  Aber nur im Zusammenhang mit dem Missbrauch und der Zeit danach. Hätte ich einen wirklichen Rachefeldzug geplant, glaubt mir, der hätte anders ausgesehen.
An die "Öffentlichkeit" bin ich dann gegangen, als mein Vater sich bei mir meldete. Er hatte mein Skript einer befreundeten Autorin von sich gegeben. Bis dato wusste ich davon rein gar nichts. Ihre Reaktion auf das Buch, hat mich noch in Australien zu Tränen gerührt.  Es war damals die erste, die es geschafft hat, das auszudrücken,  was auch ich dachte. Sie sprach mir aus der Seele.
Ich merkte also, das es scheinbar gar nicht so schlecht ist, was ich da als Selbstversuch angefangen hatte. Ich beschloss den eingeschlagen en Weg weirerzugehen.
Aber warum nun eigentlich?
Ich habe gemerkt,  dass es vielen Menschen extrem schwer fällt,  mit mir über dieses Thema des Missbrauchs zu reden. Wieso weshalb warum, sei mal dahingestellt.  Nach meinem Vater schickte ich es noch ein paar anderen. Es fiel manchen glaube ich leichter zu lesen, als zu hören. Zumal ich nicht selber daneben sass und in Heulattacken verfiel. Auch damit können viele nicht umgehen. Deshalb beschloss ich das Buch zu überarbeiten und public zu machen.
Ein weiterer Grund, der in den ersten mit reinspielt, war folgender. Die meisten Menschen hören,  dass es Missbrauchsfälle gibt, aber sie wissen eigentlich nichts darüber.  Sie hören nur, aber sie gucken nicht um die Ecke.  Die Reaktionen,  die mir im Laufe der Zeit entgegen gebracht wurden, waren haarsträubend,  nicht ein Hauch mitfühlend, niederschmetternd. Obwohl ich schon am Boden lag, wurde nachgetreten. Viele Vorurteile herrschen, viel Unwissenheit wird gesträut.
Ich wollte mit dem Buch, den Leser hinter die Kulissen eines Missbrauchs blicken lassen. Was geht da wirklich vor?  Wie fühlt sich jemand,  was kann ich machen um ihn besser zu verstehen.
Das war mein Anliegen. Das gewisse Leute nicht gut darin wegkommen, ist leider so. Ich hätte es mir oft anders gewünscht. Aber sie wollten es so. Ich habe lediglich aufgeschrieben,  wer mir welche Reaktion entgegengebracht hat. Sie sind Teil meiner Geschichte geworden. Hätte ich diese Punkte weggelassen,  wäre es nicht authentisch.  Denn gerade diese Äußerungen haben mich sehr verletzt und sind wesentlicher Bestandteil warum alles so ist, wie es ist. Ich verschönere nichts, ich bausche nichts auf. Ich rechne nicht ab. Es ist so passiert wie es auf den Seiten des Buches steht. Eine Selbsttheraphie,  eine Idee, ein Blick hinter die Kulissen, eine Art Verständnis,  aber nein, keine miese Abrechnung.

Donnerstag, 16. Januar 2014

Scheuklappen

Ich bin oft mit Bus und Bahn und Mitfahrgelegenheiten unterwegs, also viel da, wo was los ist, wo andere Menschen zu finden sind. Auf der letzten Fahrt zu meiner Schwester ist mir etwas aufgefallen. Ich habe Scheuklappen auf.
Ob auf dem Bahnhof, in der Stadt oder auf der Strasse, rechts und links existieren kaum, geradeaus, schnell und ohne Umwege ans Ziel kommen.
Das bin nicht ich. Ich geh hier hin und dort hin, bin die ¨Handbremse¨ wenn ich mit meinem Freund unterwegs bin, da ich so viel entdecke, stehen bleibe, bewundere. Ich war die, die gerne um Ecken blickt, die gerne Menschen beobachtet, die gerne Umwege in Kauf nahm.
Seit dem Vorfall ist das so anders geworden. Ungewohnt anders. Ich bin so skeptisch und misstrauisch meiner Umwelt gegenüber geworden. Wenn einem erst mal bewusst wird wie anders man seine Umwelt war nimmt, nämlich so gut wie gar nicht, kommt man sich ein wenig einsam vor. Ich habe mich nie mehr dazu gehörig gefühlt. Natürlich will ich mich nicht auf dem Bahngleis in die Menschenmasse integrieren, aber ich komme mir doch ausgeschlossen vor. Wenn ich aber mit Scheuklappen durch die Welt wandere, ist es ja nur selbstverständlich, das ich mich komisch fühle. Schliesslich bin ich die, die sich duckt und nur weg will. Man wird immer so wahrgenommen, wie man sich fühlt und gibt. Oft wird mir in der Masse eben alles etwas zu viel und ich will schnell ankommen.
Dieses Verhalten muss sich ändern. Ich will wieder wahrgenommen werden und andersherum selber wieder Dinge und Menschen wahrnehmen.  Wahrnehmen, geniessen, entdecken. Ich weiss es lohnt sich die Augen wieder auf zumachen, sie müssen nur auf bleiben.


Montag, 6. Januar 2014

Oh ihr lieben Vorsätze, Vorsätze...Vorsätze.

"Und hast du Vorsätze?" "Ne". "Warum denn nicht?" "Wird doch eh nichts" Hm, diese Sätze hörte ich in verschiedenen Situationen häufiger in den letzten Tagen. Klar, neues Jahr, da darf man mal nachfragen. Aber es gibt kaum mehr Leute, die Vorsätze haben. Warum ist das so? War es nicht schon eine Art Tradition Vorsätze für das neue Jahr zu haben? Aber was ist passiert? Warum haben die Menschen keine mehr? Die meisten berichteten mir, das es nichts bringen würde. Das was sie sich vorgenommen hätten, wäre eh hinfällig oder nicht eingetreten. Aha. Aber sind Vorsätze nicht auch immer Ziele? Für Ziele kann und muss man etwas tun. Ja, man selber muss ran. Ich find´s irgendwie lustig, aber auch traurig. Denn wenn man an seinen eigenen Vorsätzen scheitert, dann muksch ist, weil es nicht geklappt hat und sich deswegen nichts mehr als Ziel setzt, ist es doch ein Teufelskreis. Man ist eigentlich sauer auf sich selber, lässt es aber meist an anderen aus. Ich finde jeder sollte Vorsätze oder Ziele haben. Es ist wichtig auf etwas zuzusteuern und wenn es geschafft ist, stolz zu sein. Stolz auf sich selber sein, ist ein tolles Gefühl, das einen stärkt, das Selbstbewusstsein fördert und das Lächeln im Gesicht verstärkt. Meine Liste wird beispielsweise immer länger. Aber ich bin jetzt vielleicht auch nicht das Paradebeispiel. Mein Leben war im Arsch und braucht einfach wieder Ziele. Zugegebenermaßen habe ich auch nicht alles geschafft, was ich mir fürs letzte Jahr vorgenommen habe. Aber ich denke ich weiß woran es liegt. Meine Ziele waren zu groß. Ich wollte auf Teufel komm raus, das mein Leben nach dem Missbrauch wieder absolut normal verläuft. Der Schuss ist vollkommen nach hinten losgegangen. Deutschland ist nicht Australien, auch das kam hinzu. In Australien war alles unbeschwerter,leichter. Das Loch saugte mich hier schneller wieder an, als mir lieb war. Ich will das Jahr nicht vergeudet nennen. Wahrscheinlich brauchte ich die Zeit. Und es war ja auch nicht alles schlecht. Hey, ich hab mein Buch geschrieben, mein ureigenes, ich kämpfe um Gerechtigkeit, ich blogge um Menschen die Folgen eines Mißbrauchs näher zu bringen. Das ist ja nicht gerade nichts. Ich jedenfalls bin stolz darauf. Aber auch das musste ich erst lernen oder bin vielmehr noch dabei, auch mal auf mich stolz zu sein. Dennoch und trotz manchem Scheiterns, habe ich Vorsätze. Aber kleine, erfüllbare. Ich habe gelernt, das ich keine Riesenschritte gehen darf und nicht verlangen kann, das alles wieder so wird wie es mal war. Diese kleinen Ziele sind wichtig für mich. An ihnen kann ich mich lang hangeln und ich weiß, sie sind realisierbar. Wenn sie dann erfüllt sind, ist es doch ein tolles Gefühl. Ich bin weiter gekommen. Wieder ein Schritt.